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Fußball

 

Markwart Herzog hat ein neues Thema, mit dem er um Aufmerksamkeit buhlt. Nun ist es die Wanderausstellung „Verehrt, verfolgt, vergessen –Opfer des Nationalsozialismus beim FC Bayern“, gegen die er mit Hilfe seines Medienpartners „Spiegel“ schießt.

Herzog näherte sich dem Thema in der ihm typischen Art: Erst Heranwanzen …dann aber auch zustechen! Um an die Inhalte des von ihm zunächst gepriesenen Ausstellung zu gelangen, erzählte Herzog der „FC Bayern Erlebniswelt“, seine Frau wolle sich diese für ihre Schule ausleihen…

Die „Spiegel“-Redakteure Andreas Meyhoff und Gerhard Pfeil haben diese Ausstellung nie selber gesehen. Und sie haben auch nicht mit den Ausstellungsmachern über deren Inhalt und Intention gesprochen, bevor sie auf spiegel.online loslegten. Bislang haben sie überhaupt noch nicht mit Leuten geredet, die die Person Herzog und deren Methoden für problematisch erachten. Zur Wort kommen stets nur Leute aus dem Dunstkreis von Herzog. Manchmal wird nicht einmal geprüft, ob diese zu dem Thema überhaupt etwas zu sagen haben.

Dass Meyhoff/Pfeil diese Ausstellung nie selber gesehen haben, muss man zumindest hoffen. Denn ansonsten müsste man ihren Umgang mit dieser als moralisch schäbig bezeichnen.

Verehrt-Verfolgt-VergessenWas steht eigentlich im Zentrum der Ausstellung? Was war ihr Anlass? Wie lautete die Intention der Ausstellungsmacher? Im „Spiegel“ erfährt man hierzu wenig. Mitarbeiter der Erlebniswelt und Anton Löffelmeier vom Münchner Stadtarchiv erforschen seit Jahren die Biografien jüdischer Mitglieder beim FC Bayern. In der Ausstellung werden die Schicksale von ca. 60 jüdischen Mitgliedern und anderen Verfolgten des NS-Regimes dokumentiert – u.a. mit Hilfe einer Weltkarte. Neun Biografien werden eingehender beleuchtet, darunter die des langjährigen Präsident Kurt Landauer, des Jugendfunktionärs Otto Albert Beer, des Spielers und aktiven Sozialdemokraten Berthold Feuchtwanger, Bruder des Schriftstellers Lion Feuchtwanger, und die des von den Nazis hingerichteten Widerstandskämpfers Willy Buisson. Begleitet wird die Ausstellung durch Veranstaltungen, Führungen für Schulklassen etc.

Dank Ihrer Arbeit (und auch der des Autors dieser Zeilen) haben wir heute ein einigermaßen komplettes Bild von der jüdischen Mitgliedschaft des Klubs. Deren Umfang und Charakter wurde viele Jahre unterschätzt. Eine vergleichbare Arbeit wurde bei Eintracht Frankfurt von Matthias Thoma geleistet.

Die Ausstellung „Verehrt, verfolgt, vergessen – Opfer des Nationalsozialismus beim FC Bayern“ ist Teil des größeren Projektes, die aus der Geschichte des deutschen Fußballs herausgeschriebenen jüdischen Aktivisten in diese zurückzuschreiben. Dieses Projekt dient nicht nur der Aufklärung über das Schicksal jüdischer Sportenthusiasten. Es ist auch ein Beitrag zum Kampf gegen einen wiedererstarkenden Antisemitismus, der sich auch in den Fußballstadien manifestiert. Das Engagement der „FC Bayern Erlebniswelt“ verdient deshalb zunächst einmal uneingeschränkte Anerkennung – nicht Denunziation.

Es soll nicht bestritten werden, dass es auf den Infotafeln Sätze gibt, die problematisch sind. Markwart Herzog hängt sich vor allem an einem Satz auf: „Nach der Machtergreifung im Jahre 1933 wurden die Bayern in vielerlei Hinsicht systematisch benachteiligt.“ Wenn man mit Machern der Ausstellung spricht, dann hört man hierzu Folgendes: Gemeint sei, dass der FC Bayern durch die nationalsozialistische Machtergreifung Nachteile erlitten habe. Dies lässt sich nicht bestreiten und gilt vermutlich für viele Institutionen, in denen jüdische Bürger im stärkeren Maße vertreten waren und auch Führungspositionen besetzten. Der FC Bayern verlor seinen jüdischen Präsidenten, seinen jüdischen Meistertrainer, weitere jüdische Aktivisten wie Otto Albert Beer, die ihn unterstützenden jüdischen Textilkaufleute. Der Klub geriet dadurch sportlich und finanziell ins Schlingern. Des Weiteren lässt sich nicht bestreiten, dass die Sechziger beim Regime besser gelitten waren. Mit einer „systematischen Benachteiligung“ assoziiere aber auch ich etwas anderes.

Es gibt weitere Unrichtigkeiten in der Ausstellung, die aber dem damaligen Stand der Forschung geschuldet sind. Etwa wenn geschrieben wird, dass der FC Bayern erst 1943 einen „Wunschkandidaten der Nazis“ an seine Spitze hievte. Vermutlich war dies nicht einmal 1943 der Fall. Heute wissen wir, dass der letzte Vereinsführer des Klubs nicht nur kein Nazi war, sondern nach 1945 auch noch einer Spruchkammer in den Entnazifizierungsverfahren vorsaß.

Aber Herzog wusste solche Dinge bis vor kurzem auch noch nicht. Ich habe diese Geschichte erstmals im Mai 2016 der „Süddeutschen Zeitung“ erzählt. Herzog wusste noch Anfang 2016 nicht, dass es beim FC Bayern „Arierparagrafen“ gab. Obwohl der Klub diese etwa drei Jahre zuvor der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hatte. 2013 wurde auch ihr Wortlaut erstmals veröffentlicht, in der zweiten Auflage meines Buches „Der FC Bayern und seine Juden“. Als sich Herzog bei der „FC Bayern Erlebniswelt“ erkundigte, ob es bei den Bayern „Arierparagrafen“ gegeben habe, wusste er nicht einmal von der Existenz dieser zweiten Auflage…Markwart Herzog sei zugestanden, dass wir es mit einem Thema zu tun haben, das immer noch in Bewegung ist und auch weiterhin bleiben wird. (Die „ganze Wahrheit“ werden wir vermutlich nie erfahren.) Ich wusste 2013 auch mehr als 2011. Und 2017 mehr als 2013. Und Herzog? Der schrieb noch 2011 forsch: „Der FCB blieb lange auf Distanz zum nationalsozialistischen Regime.“ Muss man ihn heute dafür prügeln?

Eine weitere Kritik Herzogs betrifft die Berücksichtigung von Siegfried Herrmann in der Ausstellung. Man dürfe Herrmann nicht in eine Reihe mit den verfolgten und ermordeten Juden stellen. Herrmanns beruflicher Aufstieg wurde durch das NS-Regime gebremst. (Herzog kennt die entsprechenden Dokumente, unterschlägt sie aber der Öffentlichkeit.) Der langjährige Landauer-Freund und – Mitstreiter Herrmann war sicherlich kein Widerstandskämpfer. Und regimebedingte berufliche Nachteile reichen nicht aus, um eine Person zum „Opfer“ zu stilisieren. Schon gar nicht war Herrmann in einer auch annähernd vergleichbaren Weise Opfer wie die verfolgten jüdischen Mitglieder des Klubs.

Die Frage ist, ob die Ausstellungsmacher eine solche „Gleichmacherei“ beabsichtigten. Wer sie kennt, kann diese Frage nur mit einem klaren „Nein“ beantworten. Wenn man den Ausstellungstext zu Hermann liest, wird ein solcher Eindruck auch nicht erweckt. Trotzdem hätte man das Herrmann-Porträt von den anderen deutlicher abgrenzen sollen. Aber für einen Skandal bietet die Infotafel keinen Stoff.

Es gibt es zwei Wege des Umgangs mit der Ausstellung. Für den ersten Weg steht der Autor dieser Zeilen. Man erteilt Hinweise, gibt Material weiter, übt solidarische Kritik - nicht über die Medien, sondern durch das Gespräch. Schließlich arbeitet man an einem gemeinsamen Projekt: Gegen das Vergessen, Rückschreibung der jüdischen Bürger in die deutsche Fußballgeschichte (und die des FC Bayern), gegen ein Wiedererstarken des Antisemitismus. Ganz abgesehen davon, dass ich die enorme Leistung der Ausstellungsmacher zu würdigen weiß. Was im Übrigen auch für andere Personen und Einrichtungen gilt, die der selbst ernannte Kurator der deutschen Sportgeschichte seit Jahren attackiert: Julius Hirsch-Biograf Werner Skrentny, Lorenz Peiffer und Henry Wahlig, die sich um die Aufarbeitung des jüdischen Sports verdient gemacht haben, den Verlag Die Werkstatt, in dem zahlreiche Veröffentlichungen zur Geschichte des Fußballs in der NS-Zeit und der Juden im deutschen Fußball erschienen sind – im Übrigen auch ein Buch von Markwart Herzog zum 1,.FC Kaiserslautern (s.u.). Ohne die Mithilfe von Andreas Wittner und Anton Löffelmeier hätte ich meine Bücher nicht schreiben können. Wir pflegen seit Jahren eine Arbeitsbeziehung, die nicht nur von einem fruchtbaren Austausch geprägt ist, sondern auch solidarisch erfolgt. Die nicht nur inhaltliche Differenzen aushält, sondern auch, dass Wittner Bayern-Fan ist, Löffelmeier ein „Sechziger“ und ich BVB-sozialisiert bin…Diese Herzog’sche Vernichtungsphantasien (Herzog nennt seine Kontrahenten „verbrannte Historiker“) sind uns fremd.

Für den zweiten Weg steht Markwart Herzog, der seinen Geltungsdrang an den Machern der Ausstellung austobt. Der durch die „Erlebniswelt“ schleicht, fotografiert, in sein Mobilphone flüstert, um dann den Ausstellungsmachern via „Spiegel“ auf die Fresse zu hauen, anstatt mit ihnen den direkten Dialog zu suchen, im Gespräch mit ihnen auf sinnvolle Korrekturen zu verweisen. Es ist ja nicht so, dass sich Herzog, Wittner, Löffelmeier nicht kennen würden. Wittner und Löffelmeier haben wiederholt seine Tagungen besucht.

Fazit: Die Ausstellung „Verehrt, verfolgt, vergessen“ ist ein starker Beitrag zur Erinnerungskultur, für die man ihren Machern und dem FC Bayern nur dankbar sein kann. Was nicht bedeutet, dass sie an einigen Stellen nicht einer Überarbeitung bedarf. Hierzu bedurfte es aber weder eines Herzogs, noch der Skandalisierung durch den „Spiegel“. Das hätte man ganz anders klären können – aber das hat man nicht gewollt. Es ging um Schlagzeilen. Und der Preis dafür war journalistische Unsauberkeit (s.o.). Aber die Behauptung, dem FC Bayern und der „FC Bayern Erlebniswelt“ sei es nur um die Vermarktung ihrer „jüdischen Geschichte“ gegangen, ist einfach nur schäbig. Und in Zeiten eines wachsenden Antisemitismus‘ politisch höchst fragwürdig. Denn was die „FC Bayern Erlebniswelt“ auf dem Gebiet der Erinnerungskultur leistet, soll ja junge Menschen gegen Antisemitismus imprägnieren.

Herzog bezeichnet meine und andere Veröffentlichungen zur jüdischen Geschichte des FC Bayern als „Gefälligkeitsliteratur“. Das ist insofern putzig, weil er seine eigenen Veröffentlichungen über den 1.FC Kaiserslautern in der NS-Zeit als solche geradezu angepriesen hat. Markwart Herzog rezensiert sich ja gerne selber, und so schrieb er damals in einer Rundmail:

„Es scheint die erste Gesamtdarstellung der Geschichte des FCK zu werden, in der die unsinnigen Behauptungen von Schulze-Marmeling und Rohrbacher-List über die angeblich faschistische, menschenverachtende und antisemitische Schlagseite des FCK in der Weimarer Republik nicht breitgewalzt werden, die beiden sollen ihre antibürgerlichen Feindbilder anderswo ausleben, aber nicht auf Kosten UNSERES FCK – wenn sie dafür keine Belege und Beweise haben.“

Da ging mit dem selbsternannten Kurator der deutschen Sportgeschichte komplett der Gaul durch. So darf man als Kurator nicht formulieren!

Schulze-Marmeling hat in seinem Leben genau zwei Dinge über den FCK geschrieben: Eine Lobeshymne auf den ehemaligen FCK-Präsidenten und CDU-Mann Norbert Thines (1995) und eine weitere über die Anti-Rassismus-Aktivitäten des Klubs (1993).

Vergleicht man Herzogs Aussagen zum FC Bayern mit denen zum 1.FC Kaiserslautern, dann entpuppt sich seine Kritik an der „Erinnerungskultur“ der Münchner als Fake. Ein derartige Kritik steht vielleicht mir zu, ihm gewiss nicht.

Über das kurz nach der Machtergreifung erlassene „Ermächtigungsgesetz“ des FC Bayern schrieb Herzog, „Vereinsführer“ Siegfried Herrmann habe sich „ebenso wie Hitler ermächtigen“ lassen, „demokratische Verfahren außer Kraft zu setzen“, um die Arisierung im Klub voranzutreiben. Auch der 1. FC Kaiserslautern beschloss ein solches. Dessen „Ermächtigungsgesetz“ kommentiert Herzog allerdings weit weniger dramatisch, nämlich im Stile eines Anwalts im Entnazifizierungsverfahren: Anpassung und Gleichschaltung seien erfolgt, „um die Existenz des Klubs sichern und das sportliche und gesellschaftliche Vereinsleben organisieren zu können“. Über den FCK-„Vereinsführer“ Carl Allbrecht, im Gegensatz zu seinem Kollegen beim FC Bayern, Richard Amesmeier, nicht nur Mitglied der NSDAP, sondern eine lokale Parteigröße, schrieb Herzog „Der FCK ist nicht der einzige Sportverein, der einen NS-Lokalpolitiker als ‚Vereinsführer‘ akzeptiert, weil dies zugleich Schutz vor den Begehrlichkeiten der Sport treibenden Organisationen der NSDAP bietet.“ Demnach war es also geradezu ein Akt von Klugheit und Widerstand, dass der FCK einem prominenten NSDAP-Mitglied die Vereinsführung anvertraute. Zur Entlastung von Allbrecht zitierte aus dessen Entnazifizierungsverfahren: Demnach habe der „Vereinsführer“ auf Mitglieder keinen politischen Druck ausgeübt und sich Juden gegenüber „menschlich“ verhalten. Wenn dies bereits für einen Freispruch ausreicht, dann haben Herzog und der „Spiegel“ den FC Bayern mit ihrem Verweis auf den „Fall Harlacher“ entlastet. Und dann stimmt das Bild vom „Klub der Anständigen“ (was natürlich Unsinn ist). Es sei denn, man misst mit zweierlei Maß. „Gute Nazis“ gab es nur beim FCK!

Aussagen aus Entnazifizierungsverfahren sind allerdings denkbar schlechte Beweise – sowohl im „Fall Allbrecht“ wie im „Fall Harlacher“. Was davon zu halten ist, hat erst 2016 Niklas Frank beschrieben, Sohn von Hans Frank, dem Generalgouverneur im von Nazi-Deutschland besetzten Polen. („Dunkle Seele, Feiges Maul: Wie skandalös und komisch sich die Deutschen beim Entnazifizieren reinwaschen“.)

Über das Schicksal der Juden im FCK berichtet Herzog so nebulös wie lapidar: „Mit dem Beginn dieser Angriffe der NSDAP auf die Existenz des FCK (…) enden auch die Spuren des jüdischen Erbes. (…) Nach dem Jahr 1936 lassen sich jedenfalls keine Nachrichten über jüdische Mitglieder ausfindig machen.“ Herzog kann nicht sagen, „wie der Klub ‚judenfrei‘“ wurde, „durch Ausschluss und / oder Austritt“. Als ob Ausschluss und Austritt nicht eng beieinander lagen. Viele der Klubs, die relativ spät einen „Arierparagrafen“ einführten, wie beispielsweise der FC Bayern, mussten keine Juden mehr ausschließen, da diese den Klub bereits verlassen hatten. Und was die „Angriffe“ auf den FCK anbelangt: Herzog meint damit einen vergleichsweise banalen Vorgang: die Bemühungen der Nazis, „die relativ erfolglosen Fußballvereine in der Stadt an der Lauter aufzulösen und zu einem kommunalen NS-Großverein zusammenzuschließen.“ Derartige Überlegungen gab es auch andernorts, so auch im Falle des FC Bayern. Nach dem Ende des Nationalsozialismus wurden sie gerne als Beleg dafür zitiert, dass der Verein auch ein bisschen Opfer und widerständig gewesen sei. Herzog sah das noch mehr als 60 Jahre später so.

Wo angegriffen wird, gibt es auch Opfer. Herzogs subtile Stilisierung des FCK als Opfer passt nicht zu seiner gespielten Empörung über die Berücksichtigung von Siegfried Herrmann in der Ausstellung „Verehrt, verfolgt, vergessen“.

Als Nicht-Bayern-Fan muss mich die Beurteilung des FC Bayern durch den Fan und Haushistoriker des 1.FC Kaiserslautern nicht weiter bewegen – würde diese nicht geradezu zwanghaft mit einer von Herzog bereits bei anderer Gelegenheit praktizierten Verharmlosung der Politik der Sportverbände, des Reichssportführers und des Herunterdimmens des staatlichen Antisemitismus‘ der Jahre 1933 bis 1936 (und manchmal auch noch darüber hinaus) korrespondieren. Hier liegt die eigentliche Differenz zwischen Herzog und Schulze-Marmeling. Die Bayern-Geschichte ist zumindest teilweise nicht mehr als ein Fake.

By the way: Das inhaltliche Lektorat der im Verlag Die Werkstatt erschienenen Herzog-Texte lag damals bei mir. Ich ließ ihm alles durchgehen…

Am 9. November, am 79. Jahrestag der Reichspogromnacht, wurde in der Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau das „Buch der Erinnerung“ vorgestellt, ein Projekt des Bayerischen Fußballverbands (BFV), der Initiative „!Nie wieder – Erinnerungstag im deutschen Fußball“ und der Versöhnungskirche. Das virtuelle Projekt soll an Vereinsmitglieder erinnern, die in der NS-Zeit wegen ihrer Religion, Herkunft oder Gesinnung verfolgt und ermordet wurden. Ehrengast Charlotte Knobloch würdigte den Einsatz vieler Fußballvereine gegen Antisemitismus. BFV-Vizepräsident Reinhold Baier erinnerte daran, dass die Fußballvereine sich nicht schützend vor ihre Mitglieder gestellt und nach Kriegsende „aus Scham und verdrängtem Schuldgefühl“ die Ausgestoßenen vergessen hätten. Das „Buch der Erinnerung“ wolle den Menschen wieder einen Platz in der bayerischen Fußballfamilie geben, „egal ob Präsident oder Platzwart“, so Baier. Vor allem bei jungen Vereinsmitgliedern wolle man das Bewusstsein dafür schärfen, dass es nicht selbstverständlich sei, in Zeiten von Demokratie und Meinungsfreiheit zu leben.

Das „Erinnerungsbuch“ ist nicht zuletzt dem Engagement von Andreas Wittner und Anton Löffelmeier geschuldet, also zwei der „Macher“ der Ausstellung „Verehrt, verfolgt, vergessen“. Dem „Spiegel“ war das Projekt keinen Besuch und keine Zeile wert. Schade, vielleicht hätten seine Redakteure kapiert, worum es bei der Ausstellung „Verehrt, verfolgt, vergessen – Opfer des Nationalsozialismus beim FC Bayern“ wirklich geht.

Dietrich Schulze-Marmeling

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