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Vorweg: Natürlich darf (und muss) der Bundestrainer kritisiert werden. Aber manche Kritik ist etwas absurd und berücksichtigt nicht die Bedingungen, unter denen eine Nationalmannschaft heute arbeitet. Und ignoriert die tieferliegenden Gründe für einige Probleme, die sich dem Einfluss eines Bundestrainers entziehen (z.B. das Thema „Ausbildung“, zu dem ich mich bereits in der Vergangenheit geäußert habe).

Vor einigen Tagen hat mich die „Sportschau“ darum gebeten, einige Thesen und Kritikpunkte von Fans der DFB-Elf zu beantworten. Ich habe diese um weitere ergänzt.
 

Ein verzweifelter Joachim Löw
Ein verzweifelter Joachim Löw während des Spiels gegen Spanien.


„Löws sportliche Bilanz ist eine Katastrophe!“

Stand 18. November haben Deutschland, Spanien, England, die Niederlande und Portugal seit der WM 2018 je 24 Länderspiele absolviert. Frankreich kommt auf ein Spiel mehr, also 25.

Die DFB-Elf hat von diesen 24 vier verloren, Weltmeister Frankreich und Spanien jeweils drei. Wenn man bedenkt, in welchem Ausmaß umgebaut und probiert wurde, keine gute, aber auch keine hundsmioserable Bilanz. Deutschland verlor zweimal gegen die Niederlande sowie gegen Frankreich und Spanien. Die Franzosen verloren ebenfalls gegen die Niederlande sowie gegen die Türkei (!) und Finnland (!). 0:2 daheim gegen Finnland, nicht einmal in Skandinavien ein „big gun“. Das wäre wohl Löws Abschied gewesen. England verlor fünf Spiele – gegen Dänemark (!), Tschechien (!), Spanien, Belgien und die Niederlande. Letztere verloren ebenfalls fünfmal. Belgien unterlag nur zweimal, Portugal sogar nur einmal.

Nach Punkten würde sich die Reihenfolge wie folgt gestalten: 1. Belgien (59 / 24 Spiele), 2. Frankreich (58 / 25 Spiele), 3. Portugal (52 / 25 Spiele), 4. Spanien und England (48 / 24 Spiele), 5. Deutschland (44 / 24 Spiele), 6. Niederlande (42 / 23 Spiele). Die Tabelle gibt die gegenwärtige Hierarchie in Europa ganz gut wieder.

Spanien hatte beim gestrigen Kantersieg einen außergewöhnlich guten Tag. Deutschland einen außergewöhnlich schlechten. Passiert im Fußball. (Barca ist auch besser als das 2:8 gegen die Bayern nahelegt.) Dies ändert nichts daran, dass Spanien auch ohne dieses 6:0 besser ist als Deutschland und über ein größeres Arsenal an guten Spielern verfügt.

Deutschland hat (wieder) gute Angreifer und ein Überangebot an Mittelfeldspielern. Auf anderen Positionen existiert ein Mangel, was auch mit Ausbildung zu tun hat.
 

„Die Einschaltquoten sinken, weil die Nationalelf schlecht spielt und Löw Bundestrainer ist!“

Über sinkende Einschaltquoten wird vornehmlich im Kontext der Nationalelf diskutiert. Warum eigentlich? Wenn über fünf Mio. bei einem belanglosen Spiel gegen die Türkei einschalten, das nicht einmal ein Testspiel ist (ein Testspiel wäre es gewesen, hätte Löw die Formation aufs Feld geschickt, die er für das wenige Tage später folgende Pflichtspiel im Kopf hatte), ist dies fast schon bedenklich. Haben diese Menschen nichts Besseres zu tun?

Von sinkenden Einschaltquoten sind auch die Vereine betroffen. Bei Pflichtspielen, nicht bei Sichtungsspielen. Dass keine Begeisterung für die Nations League aufkommt, hat vielleicht auch damit zu tun, dass viele Menschen diesen Wettbewerb für überflüssig erachten. D.h.: Kritik an der Nationalelf vermischt sich mit einer Abneigung gegenüber diesem Wettbewerb, die dann als Kritik-Verstärker wirkt.

2012/13 sahen 21,61 Mio. das Champions-League-Finale Bayern gegen BVB. 2019/20 fühlten sich nur 13,8 Mio. (ZDF plus Sky) bemüßigt, beim Finale einzuschalten – trotz Bayern-Beteiligung. (Ich war zu diesem Zeitpunkt in Dänemark. Im Hotel gab es keinen Fernseher. Ich habe dann keine Anstalten unternommen, das Finale an einem anderen Ort zu sehen – war mir zu mühselig.) Das waren in etwa so viele wie 19 Jahre zuvor beim Finale Bayern gegen Valencia. Und etwa 3 Mio. weniger als beim „Finale dahoam“ 2012 (Bayern gegen Chelsea).

Die Gründe für die sinkenden Einschaltquoten:

1: Ein Überangebot an TV-Fußball. Da streicht man am ehesten die Spiele, die belanglos sind – sogenannte Testspiele der Nationalelf und Begegnungen in dieser bescheuerten Nations League.

2. Die Über-Diversifizierung des Angebots (ARD, ZDF, RTL, Sky, DAZN, Sport 1, demnächst ist auch noch Sat.1 zurück). Macht müde.

3. Ein allgemeineres Unbehagen gegenüber der Entwicklung des Fußballs.

PS: Am Samstag betrug die Einschaltquote beim Spiel gegen die Ukraine 8,16 Mio. Finde ich ziemlich ordentlich für ein Spiel, bei dem ich mich erst ab Minute 60 eingeklinkt habe. Und nachdem man sich Tage zuvor noch darüber amüsiert hatte, dass die DFB-Elf beim Spiel gegen Tschechien Horst Lichter unterlag. Was vielleicht auch damit zu tun hatte, dass Lichters Trödelshow auf ZDF (also öffentlich-rechtlich) ausgestrahlt wurde, das Länderspiel auf RTL. Das Kräftemessen gegen die Ukraine wurde dann auf ZDF gezeigt.
 

„Löw verstößt gegen das Prinzip, dass in der Nationalmannschaft NUR und STETS die Besten spielen sollen!“

Dieses Prinzip scheitert bereits an den Vereinen. Im „modernen Fußball“ lautet die Reihenfolge: Der Bundestrainer muss auf die Vereine Rücksicht nehmen. Nicht umgekehrt. Das war einmal. Gegen die Türkei ließ Löw nicht deshalb eine B-Elf auflaufen, weil er diese toll fand. Löw ist aktuell derjenige, der den von der Pandemie und einem extremen Spielplan malträtierten und von Spaltung bedrohten Profifußball zusammenhält – manchmal auf Kosten der Qualität der Nationalelf. Ihm bleibt auch gar nichts anderes übrig.

Und als BVB-Fan sage ich. Auf keinen Fall sollen stets die Besten spielen! Mats Hummels feiert im kommenden Monat bereits seinen 32. Geburtstag. Wir sind noch in drei Wettbewerben dabei. Ich möchte nicht, dass Mats auch noch für die Nationalelf aufläuft! Aki Watzke dürfte nicht anders denken. Nur wird er das nicht laut sagen. Auch die Bayern dürften heilfroh darüber sein, dass der Bundestrainer ihren 32-jährigen Boateng nicht mehr berücksichtigt. Nico Schulz, diesen BVB-Spieler kann Löw gerne nominieren. Und nach Möglichkeit auch 90 Minuten spielen lassen. Damit er mehr Spielpraxis bekommt.
 

„Löw muss Hummels, Müller und Boateng zurückholen!“

Nach der WM hieß es, Löw habe zu stark an seinen Helden von 2014 festgehalten. Insbesondere Müller, der ein sehr schwaches Turnier gespielt hatte, stand in der Kritik.

Im Oktober 2018 unterlag die DFB-Elf den Niederlanden mit 0:3: Boateng war an zwei Gegentreffern beteiligt. Spox.com kürte ihn zum „Flop des Spiels“. Hummels Auftritt war auch nur bescheiden. Thomas Müller bekam vom Kicker die Note 5. In den Niederlanden schrieb De Volkskrant: „Am Samstag spielten fünf Spieler aus der Startelf des gewonnenen WM-Finales gegen Argentinien. Sie machten einen blassen Eindruck, besonders die Verteidiger Hummels und Boateng, die kürzlich auch schon in der Champions League zeigten, dass sie von ihrer besten Form weit weg sind. Müller war völlig von der Rolle.“ So sah man es auch daheim. Löw wurde vorgeworfen, er habe nach der WM zu wenig verändert. Ich weiß noch, wie ich den Einsatz von Boateng, Hummels und Müller verteidigt habe: Nach der WM sei es gleich wieder in den Pflichtspielmodus gegangen, dies habe Löw wenig Spielraum für Experimente gelassen. Da ihm klar war, dass er nach der WM-Pleite an Ergebnissen gemessen würde. Außerdem müsse man ihnen die Chance zur Wiedergutmachung gewähren.

Hummels und Boateng standen bald auch bei ihren Vereinen zur Disposition.

Aber als Löw das Trio aussortierte, war das Geschrei groß. Nur sagte niemand, wer an ihrer Stelle gehen sollte … Es wurde ja weiterhin mit nur elf Akteuren gespielt. Wie kurzatmig die Diskussion häufig ist, dokumentiert auch die Personalie Manuel Neuer. Es ist noch gar nicht so lange her, dass ihn einige verabschieden wollten – zu Gunsten von ter Stegen.

Ein Bundestrainer muss stets das nächste und übernächste Turnier im Blick haben. Mit Hummels und Boateng hätte Löw bei der EM 2021 ein Innenverteidiger-Duo von 32,5 und fast 33 Jahren. Bei der WM 2022, die im Winter stattfindet, wären Hummels und Boateng dann beide 34.

Denkbar wäre folgendes Verfahren: Der Bundestrainer verzichtet auf Hummels und Co. vor der EM weitgehend, um sie zu schonen. Auch im Interesse der Vereine. Beim Turnier sind sie dann dabei. Der Rest des Kaders wird begeistert sein, wenn es dann heißt: „Platz da, zurück ins zweite Glied. Die alten Alphatiere sind zurück!“ Oder glaubt jemand ernsthaft, Hummels und Co. würden zunächst einmal brav auf der Bank Platz nehmen. So eine Mannschaft wird nicht funktionieren.

Auch Karl-Heinz Wild (Kicker) sieht eine Rückholaktion sehr kritisch: „Ein Comeback der 2014er Weltmeister würde diese Mannschaft gewiss stabilisieren. Aber um welchen Preis? Die Hierarchie würde stark von diesem Trio geprägt, selbst wenn es die drei gar nicht wollten − sie sind einfach zu starke Persönlichkeiten. Die ehrgeizigen Nachrücker der neuen Altersgruppe, Kimmich, Goretzka, auch Gnabry und Sané, würden damit wieder auf die zweite Ebene abgesenkt. Ob sie dazu Lust haben? (…)  Soll also die Verjüngung − ganz nebenbei sind außer Havertz diese Spieler gar nicht so extrem jung − fortgesetzt werden? Muss ein Müller wegbleiben, weil er einen Havertz blockieren würde? Löw bleibt nur diese eine Richtung. Die andere ist mit ihm nicht mehr möglich, sie würde ihm in der jetzigen Stimmungslage als Gesichtsverlust ausgelegt. Und ein erneuter radikaler Kurswechsel wäre ohnehin ein Schritt zurück in die Vergangenheit. Doch im Fußball geht es auch um Zukunft und Entwicklung. Es würde den deutschen Fußball nicht entgleisen lassen, wenn die DFB-Auswahl 2021 zur EM, die unter den Corona-Vorzeichen ohnehin eine besondere zu werden droht, als Außenseiter und als ein lernwilliges Team von Azubis fährt. Dieser paneuropäische Wettstreit kann sehr wohl als Fortbildung zur internationalen Klasse genutzt werden, 2022 folgt die WM und 2024 die Europameisterschaft im eigenen Land. Und eine Garantie für den EM-Titel 2021 kann sowieso kein Personal geben.“

Häufig wird vergessen, wie radikal Löw nach der EM 2008 aussortierte. Von den 23 Spielern waren bei der WM 2010 nur noch neun dabei. Löw schuf Raum für junge Spieler und die Entwicklung einer neuen „Hierarchie“, wobei er hier eine flache bevorzugte. Neu an Bord waren u.a. Jerome Boateng, Holger Badstuber, Sami Khedira, Toni Kroos, Mesut Özil und Thomas Müller. Dass das Alphatier Michael Ballack auf Grund einer Verletzung ausfiel, war ein Segen für die weitere Entwicklung des Teams. Einige Medien warfen dem Kader damals einen Mangel an Erfahrung vor. Zum Zeitpunkt seiner Bekanntgabe hatten 15 Spieler weniger als zehn Länderspiele auf dem Buckel.
 

„Der Nationalmannschaft mangelt es an Identifikationsfiguren – an Identifikationsfiguren wie Bastian Schweinsteiger!“

Wenn  ich mich richtig erinnere, stieg Schweinsteiger erst mit der WM 2014 zu einer Identifikationsfigur auf. Und was ist mit Goretzka, Kimmich und Neuer, die sogar abgekämpft mehr Kluges ins Mikrophon sprechen als mancher Journalist?
 

„Löw muss weg!“

Ich bin kein Freund dieser „muss weg“-Industrie. Mag sein, dass Löw nach 14 Jahren einfach „auf“ ist. Konzeptionell traue ich ihm zu, dass er bis zur WM 2022 einen ordentlichen Haufen schmiedet. Natürlich hat Löw Fehler gemacht: zu selbstgewiss vor und während der WM 2018 etc. Ich fürchte aber, dass die Probleme etwas tiefer liegen – einige von ihnen haben Flick und Löw schon in den ersten Jahren nach dem WM-Triumph wiederholt angesprochen.

Was ich an Löws Stelle tun würde? Eine tiefgreifende Analyse des Zustands des deutschen Fußballs schreiben: Ausbildung, Bundesliga etc. Und anschließend zurücktreten, ein Buch schreiben und bei irgendeinem Sender als Experte herumhängen, um so superschlaue Sprüche wie „Der Trainer muss jetzt die richtige Ansprache finden“ zu kloppen. Löw hat nach 2004 den deutschen Fußball spielerisch und taktisch auf ein neues Niveau gebracht, wurde Weltmeister und zweimal WM-Dritter, erreichte einmal das Finale der EM, zweimal zumindest das Halbfinale. Reicht völlig, um zu dem Schluss zu kommen: „Ich muss mir und der Welt nichts mehr beweisen.“ Aber Löw tickt wohl anders: Er will es sich und der Welt ein weiteres Mal zeigen. Der Mann ist ein bisschen ein Masochist.
 

„Die Nationalmannschaft hat sich von ihrer Basis entfremdet!“

Wer ist diese Basis? Der deutsche Amateurfußball? Die Fans? Wenn Kimmich für den FC Bayern spielt, ist er nicht „entfremdet“, im Trikot der Nationalmannschaft sehr wohl? Das Problem der Nationalmannschaft ist, dass sie nur selten zusammentrifft und spielt. Bei einer Vereinsmannschaft, die sich permanent im Spielbetrieb befindet, fällt die „Entfremdung“ nicht so auf, wirkt die Vermarktung weniger aufgesetzt. Auch sind hier die Wege für den Fan kürzer – zum Spieler, zum Funktionär etc. Würde „Die Mannschaft“ alle Gegner abräumen, würde sich kaum jemand über dieses Etikett aufregen und es als Indiz für „Entfremdung“ werten. Es ist ja nicht inhaltsärmer als „L’Equipe Tricolore“. Apart der Vorwurf eines Fans auf meiner facebook-Seite. „Die Mannschaft“ würde so schlecht spielen, weil sie nicht „Die DEUTSCHE NATIONALmannschaft“ heiße. Da kann man nur hoffen, dass das nicht die Basis der DFB-Elf ist …

Kreative und engagierte Fans findet man aber ohnehin eher bei den Vereinen. Aus dem einfachen Grund, dass diese Wochenende für Wochenende in Aktion sind (und manchmal auch noch unter der Woche) und viel mehr Raum für Kreativität und Engagement bieten. Mensch ist doch in erster Linie Fan seines Vereins (jüngere Fans sind sogar in zunehmendem Maße in erster Linie Fan eines Spielers), nicht der Nationalelf.

Beim Vorwurf der „Entfremdung“ geht es stets auch um Oliver Bierhoff. Sein Marketingsprech nervt. Aber was hat Bierhoff anderes getan als viele Manager von Profivereinen? BVB-Marketingleiter Carsten Cramer spricht über seinen Verein wie folgt: „Wenn es um Strahlkraft und Wiedererkennung geht, ist der BVB eine starke Marke wie Nivea oder Coca-Cola." Liest man Interviews mit Cramer und seinen Ligakollegen in betriebswirtschaftlichen Fachzeitschriften, kommt das Wort „Fußball“ bestenfalls am Rande vor. Bierhoff hat aus der Nationalmannschaft ein Produkt gemacht, er hat sie vermarktet. Auch die Bundesliga ist ein Produkt – jedenfalls wird sie von den Bundesligamanagern als solches gepriesen. DFL-Boss Christian Seifert: „Die Bundesliga ist das beliebteste Produkt Deutschlands.“ Kein Fan des FC Bayern, des BVB, von RB Leipzig, Leverkusen etc. kann sich ernsthaft darüber beklagen, wenn Bierhoff die Nationalelf als Produkt verkauft. Die Verantwortlichen ihrer Vereine sehen diese ebenfalls als Produkt – zumindest auch.

Erinnert sich noch jemand an die EM 2004? Die Nationalmannschaft lag am Boden, ihr Image war miserabel, das Interesse extrem gering. Dies änderte sich mit Bierhoff und Klinsmann / Löw. Der Bedeutungszuwachs, den die Nationalelf nun erfuhr, war ganz wesentlich das Werk dieses Trios. Reform des Spiels plus Marketingoffensive, letzteres erforderte eine gewisse Abkoppelung vom Rest-Verband – und damit auch von der Basis. Bierhoff hatte erkannt, dass die Nationalmannschaft nur überleben konnte, wenn der DFB sich ähnlich wie die Vereine verhielt und die Kommerzialisierung mitmachte. Ansonsten drohte ihr, dass sie von den großen Jungs abgehängt wurde.

Der FC Bayern unternimmt sportlich (nicht kommerziell!) unsinnige Reisen nach Asien und in die USA. Die Spieler müssen Sponsorentermine wahrnehmen etc. Der FC Bayern darf das alles, aber die Nationalelf soll dies bitte unterlassen. Karl-Heinz Rummenigge will nicht, dass sie an einem Kuchen knabbert, den die Vereine für sich reklamieren. Hier existiert eine merkwürdige Übereinstimmung zwischen dem Bayern-Boss und vielen Fans der Nationalmannschaft. Offensichtlich gelten bei beiden andere Maßstäbe, wenn es um „Die Mannschaft“ geht. Warum? Bei Rummenigge weiß man es.

Völlig berechtigt finde ich die Kritik an der Korruption im Verband, den Eintrittspreisen und Anstoßzeiten der Nationalelf und diesem komischen „Fanclub Nationalmannschaft“. Hohe Eintrittspreise und späte Anstoßzeiten haben wir auch in der Champions League. Beim DFB ist es nur so, dass wir ihn stärker als die Vereine in einer Verpflichtung für den gesamten Fußball und die Zukunft des Spiels sehen.

Bezüglich der Länderspiele bedeutet dies: Eintrittspreise senken und frühere Anstoßzeiten, um neue (jüngere) Menschen zu gewinnen. Was aber auch heißt, dass wir die Nationalelf und Länderspiele nicht für so wichtig halten – mehr etwas für das Familien- und Kinderprogramm. Wenn wir auf diese Weise zugeben, dass Länderspiele eine nur zweitklassige Veranstaltung sind (abgesehen von Turnieren und einigen wichtigen Qualifikationsspielen), ist das in Ordnung. Wir sollten uns dann aber auch etwas weniger über die Darbietungen aufregen.

Ich finde die Entwicklung der letzten Jahre ebenfalls nicht schön. Nur: Warum sich hier stets am schwächsten Glied in der Kette abarbeiten?

 

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