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Fußball

 

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 „Jeder Nachteil hat einen Vorteil“. Was wir von Johan Cruyff für den Jugendfußball lernen können

Marco Henseling hat für Spielverlagerung.de einen sehr lesenswerten Beitrag zum Thema „Relative Age Effect“ (RAE) geschrieben. „Der RAE ist eines der interessantesten Phänomene im Nachwuchssport – und eines der besorgniserregendsten. Im Wesentlichen besagt er, dass innerhalb eines Jahres – oder genauer: innerhalb eines Selektionszeitraumes – früh geborene Sportler gegenüber jenen, die in einem späteren Monat geboren sind, systematisch bevorzugt werden. (…) Vom RAE sind vor allem kraft- und laufintensive Sportarten betroffen, die sich einer großen öffentlichen Beliebtheit erfreuen und in denen früh selektiert wird. All das trifft auf den Fußball zu. Geht man davon aus, dass sich Talent gleichmäßig übers Jahr verteilt und sich nicht in der ersten Jahreshälfte ballt, deutet RAE auf Mängel im System der Nachwuchsförderung hin. (…) Vergleicht man einen Spieler, der am 01.01. geboren wurde, mit einem Spieler, der am 31.12. desselben Jahres zur Welt kam, liegen 364 Tage zwischen beiden. Im Alter von zehn Jahren entspricht dieser Unterschied einem Zehntel an Lebenserfahrung. Dieser altersbedingte Entwicklungsunterschied führt natürlich dazu, dass relativ ältere Spieler zu einer bestimmten Zeit ein höheres Leistungsniveau abrufen können. Sie sind schneller, ausdauernder und kräftiger und können allein dadurch Spiele in einer Weise prägen, zu der relativ Jüngere (noch) nicht in der Lage sind.“

Verschärft wird das Problem durch eine falsche Spielfeldgröße bei den C-Junioren sowie überehrgeizige Trainer und Eltern. Schon die maximal 15-jährigen C-Junioren kicken auf dem Großfeld. Früher war es allerdings noch schlimmer: Da wurde auch in der D-Jugend auf dieser Feldgröße gespielt. Dies hatte zur Folge, dass Jugendtrainer bei Freistößen die Anweisung gaben, den Ball einfach hoch vor das 7,32 x 2,44 m große Tor zu kicken. Da die Keeper in diesem Alter in der Regel nicht bis an die Latte kommen, landete der Ball fast todsicher im Kasten. Ein Freistoß aus 25 Metern, getreten von einem schussstarken Spieler, war wie ein Elfmeter. Auf dem (zu großen) Feld dominierten häufig die Großen und Kräftigen – unabhängig von ihrer tatsächlichen fußballerischen Qualität. Trainer unterstützten dies, weil die Bestätigung der eigenen Arbeit sich am besten über das Spielergebnis vermitteln lässt. In Dorfvereinen – also an der Basis – sieht es noch heute diesbezüglich manchmal schlimmer aus als bei den Profiklubs. Im Dorfverein trifft man häufig auf quereingestiegene Väter, die im Fußball ein Feld zur Selbstverwirklichung entdeckt haben und im Erfolgsfall eine hohe Anerkennung genießen. Halbgötter im Trainingsanzug, die nun plötzlich über das Schicksal von Karrieren entscheiden dürfen. Da beginnen Spätberufene, die bis dahin mit dem Spiel fast nichts zu tun hatten und von der fußballerischen Entwicklung eines Kindes (oder eines Jugendlichen) null Ahnung haben, geschweige denn über pädagogische Fähigkeiten verfügen, bereits in den jüngsten und jüngeren Altersklassen zu selektieren. Eigentlich eine furchtbar lächerliche Geschichte. Vielleicht ein Hinweis darauf, dass der Fußball zu groß geworden ist.

Kurzfristiger Erfolg wird belohnt

Aufgrund der Ergebnisorientierung und dem Drang zur Selbstverwirklichung werden Spieler nicht perspektivisch betrachtet. Den Vorrang erhält, wer schon kurzfristig Erfolg verspricht. So geben viele Trainer bei der Zusammenstellung einer Leistungsmannschaft dem körperlich starken, aber technisch und koordinativ eher limitierten Spieler den Vorzug gegenüber einem körperlich (noch) schwachen, aber technisch starken und perspektivisch möglicherweise besseren Spieler. Marco Henseling: „Indem Nachwuchstrainer offensichtlich dazu neigen, Spieler anhand von vordergründigen Merkmalen als (momentanes) Talent zu bewerten, wird deutlich, dass hierin dem Erfolg eine größere Bedeutung beigemessen wird als der Entwicklung von Spielern. Je früher dann nach Leistung selektiert wird, desto schneller versprechen sich die Trainer davon einen Vorteil. Wenn aber nur die momentane Leistungsfähigkeit in Wettkämpfen beurteilt wird, ignoriert man die Entwicklungsfähigkeit des Nachwuchssportlers.“ Und lässt wertvolle Ressourcen liegen.

In den Altersklassen U6 bis U17 sind die körperlichen Unterschiede teilweise immens. Das sind sie auch noch anschließend: Ein Philipp Lahm misst lediglich 1,70 m, ein Mats Hummels kommt hingegen auf 1,91 m. Aber in den Juniorenklassen nimmt die Größe noch einen stärkeren Einfluss auf das Spiel. Später gibt es nur noch sehr gute, gute, ordentliche, mittelmäßige und schlechte Spieler – die Größe spielt nur eine untergeordnete Rolle. Aber viele der Spieler, die nun sehr gut und gut sein könnten, sind dann nicht mehr dabei.

Manchmal sieht man Spieler, die dominieren zwar das Spiel einer U10/11 oder U12/13. Und trotzdem hat man den Verdacht, dass mit diesem Spieler spätestens in der B-Jugend nicht mehr viel anzufangen ist und ihn andere überholen. Es sei denn, er arbeitet an seiner Koordination, seiner Technik, seinem Spielverständnis. Aber warum soll er daran arbeiten, wenn es auch so zur Dominanz auf dem Feld reicht? Und der Trainer dies von ihm auch nicht verlangt, weil der Spieler aktuell zu wertvoll und unumstritten ist, als dass man ihn mit solchen Dingen malträtieren möchte. Und man sieht Spieler, die gehen körperlich unter, lassen aber immer wieder technische Qualität und Spielintelligenz aufblitzen, ohne dass sie damit auf das Spiel großen Einfluss nehmen können – noch nicht. Der auf den unmittelbaren Erfolg fixierte Trainer verbannt sie im Übergang zur nächsten Altersstufe in eine zweite oder dritte Mannschaft, wo sie bald in Vergessenheit geraten. Zum Schaden des Klubs, der damit Ressourcen verschenkt. Es sei denn, jemand verliert den „Schmachtlappen“, der perspektivisch schon immer der vielversprechendere Spieler war, nicht aus den Augen und entwickelt ihn, was aber in den untergeordneten Mannschaften dieser Altersklassen eines Dorfvereins nicht immer der Fall ist. Für die Scouts der Auswahlmannschaften existiert er nicht, weil er im Alter U11, U12/13, U14/15 nicht zu sehen war. Und der Verein ihn nicht zur Beschauung gemeldet hatte. Wird er trotzdem gut betreut, wird er auf der Zielstrecke der Junioren einige der zunächst dominanten Spieler überholen. Denn nichts lässt sich leichter antrainieren als Kraft und Kondition. Mit der Schnelligkeit und der Technik ist es viel komplizierter – jedenfalls dann, wenn nicht schon sehr frühzeitig damit begonnen wurde. Einem großen und kräftigen Spieler die technischen Defizite auszutreiben, ist deutlich schwieriger, als einen Hänfling mit Muskeln aufzurüsten.

In meinem eigenen Verein kann ich mich an Sichtungsprotokolle erinnern, in denen es hieß, der Spieler xy sei zwar technisch gut, aber für die erste Mannschaft der Jahrgänge U12/13 bzw. U14/15 ungeeignet, weil er „keinen Körper“ habe. Mein Kommentar: „Gut, dass sich Xavi und Iniesta seinerzeit nicht für unseren Verein, sondern für den FC Barcelona entschieden haben. Bei uns wären sie nur in der D3 bzw. C3 gelandet.“ Tatsächlich wird bei so manchem Topklub weniger ergebnisorientiert gekickt und selektiert als bei so manchem Dorfverein. Es geht um die Entwicklung von Spielern.

Auch Cruyff und Best waren zunächst physisch untauglich

Was hat das nun alles mit Johan Cruyff zu tun? Cruyff hat dieses Denken der Trainer gegeißelt:

„Manchmal habe ich das Gefühl, dass das Wichtigste für die meisten Jugendtrainer das Gewinnen von Spielen ist. Sie interessieren sich hauptsächlich für den eigenen Erfolg und die eigene Reputation. Mein Interesse galt stets dem Verein. Wenn ein talentierter Spieler nicht verteidigen konnte, dann habe ich ihn in die Abwehr gesteckt, damit er es lernt, was uns einiges an Punkten gekostet hat. Aber ich habe mich nicht um die Punkte gesorgt, denn ich war damit beschäftigt, den Spieler weiterzuentwickeln.“

Hier hat seine eigene Biografie mitgespielt. Dem Nachwuchsspieler Johan Cruyff mangelte es zunächst an Kraft. Frits Barends, sein langjähriger journalistischer Begleiter, beschreibt den jungen Cruyff als „schmächtig und zerbrechlich“. Cruyff war das, was man hierzulande ein „Hemd“ oder einen „Schmachtlappen“ nennt. Noch als 15-Jähriger war er nicht dazu in der Lage, einen Eckball vor das Tor zu treten. Wegen der fehlenden Physis war man auch bei Ajax zunächst skeptisch. Doch der englische Ajax-Coach Vic Buckingham erkannte, dass der junge Kicker mit anderen Fähigkeiten im Übermaß ausgestattet war: Tempo, Reaktionsvermögen, Ballgefühl, eine geschmeidige Muskulatur und Fußballintelligenz. Cruyff war nicht der einzige Spieler seiner Generation, der sich zunächst mit dem Vorwurf der „physischen Untauglichkeit“ auseinandersetzen musste. Der geniale nordirische Dribbler George Best, ein knappes Jahr älter als Cruyff, wurde zunächst in seiner Heimatstadt Belfast verschmäht. Glentoran Belfast, der führende Klub im Osten der nordirischen Metropole, auf dessen Straßen Best kickte, befand ihn als „zu klein und zu leicht“. Nur wenige Jahre später landete er bei Manchester United, einem Klub, der etwas größer ist als Glentoran.

An anderen Orten als Amsterdam und Manchester hätte man die Talente von Cruyff und Best vielleicht ignoriert. So wie es viele Jahre später für Lionel Messi entscheidend war, dass er in Barcelona andockte, wo man erkannte, dass der krankhaft kleinwüchsige Argentinier zwar eine Schwäche, vor allem aber ganz viele Stärken besaß. Und dass es leichter war, diese Krankheit zu therapieren, als anderen Spielern Messis Stärken beizubringen. Dass sich Barcelona des jungen Talents aus Argentinien annahm, hatte auch damit zu tun, dass Johan Cruyff das Denken über Fußballer in diesem Klub während seiner fast achtjährigen Tätigkeit als Trainer nachhaltig beeinflusst hatte.

„Wenn du laufen willst, mach Leichtathletik.“

Denn die Erfahrungen, die Cruyff in seinen jungen Fußballerjahren machte, prägten ihn weit über seine Karriere hinaus. Anfang der 1980er Jahre kritisierte er die Fixierung von Ajax und anderer niederländischer Klubs in ihrer Nachwuchsarbeit auf physisch starke Spieler: „Ajax hat nur zwei B-Juniorenmannschaften, Mannschaften für Spieler von 15 und 16 Jahren. Was habe ich nun erlebt? Spieler von 14 Jahren, die von den C-Junioren zu den B-Junioren gemusst hätten, wurden abgelehnt, weil ihnen physisch noch etwas fehlte. In dem Alter wächst man noch, und außerdem lehnt man sie nicht so einfach ab, sondern schafft für die Spieler, wenn sie technisch geschickt sind, noch eine dritte B-Jugendmannschaft. Dort können kleinere Spieler sich weiterentwickeln. Ich war auch körperlich nicht so robust, als ich 14, 15 war. (…) Kleine haben nämlich zwei Vorteile: Weil sie klein sind, müssen sie sich auf dem Spielfeld immer gut orientieren, müssen schnell handeln, sonst werden sie überrannt, entwickeln also eine gute Übersicht, und zweitens kann jemand, der technisch stark, aber körperlich schwach ist, fast immer beidfüßig spielen.“

Deshalb sind zwei Dinge so wichtig, auf die Cruyff in seinen Trainerjahren immer wieder zu sprechen kam. Auch Profiklubs benötigen im Nachwuchsbereich zweite und dritte Mannschaften, damit das begabte schmale „Hemd“ nicht auf der Bank der 1. Mannschaft seiner Altersklasse versauert und irgendwann keine Lust mehr hat. Und man muss den Nachwuchsfußball zumindest bis zur U17 weniger ergebnisorientiert betreiben. Auf dass mehr Spieler zum Zuge kommen, die in einem bestimmten Alter noch wachstumsbedingte Probleme haben, die aber eigentlich über ein großes Potenzial verfügen.

Als Trainer des FC Barcelona reformierte Cruyff die Nachwuchsarbeit in der La Masia. Dauerläufe wurden ebenso abgeschafft wie Krafttraining. Bis zum 16. Lebensjahr sahen die Barça-Schüler keinen Kraftraum, absolvierten keinen Dauerlauf, kein Zirkeltraining. Cruyff: „Wenn du laufen willst, mach Leichtathletik. Aber wenn du Fußball spielen willst, brauchst du den Ball. Seitdem ich zum FC Barcelona gekommen bin, ist es das Rezept des Klubs, immer den Ball zu haben. Das funktioniert dank technisch herausragender und stets kreativer Spieler.“

In Cruyffs La Masia wurde fast ausschließlich mit dem Ball trainiert. Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit – das alles verbesserten die Nachwuchskicker in Spielformen, ohne dies bewusst zu registrieren, denn ihr gesamtes Denken war auf den Ball ausgerichtet. Trainingspartien wurden auf kleinen Feldern ausgetragen, denn Enge und Bedrängnis förderten die Technik und die Handlungsschnelligkeit. Ganz im Cruyff’schen Sinne wurden Hirn statt Muskeln geschult. (Cruyff: „Fußball ist ein Spiel für den Kopf.“) Es ging um Ideenreichtum, Beweglichkeit, Überblick und schnelle Entscheidungen. Das verwirrende Kurzpassspiel, das unter diesen Bedingungen entstand und zum Kennzeichen des Barça-Fußballs wurde, firmiert in Spanien noch heute als el cruyffismo.

Größe und Kraft zählten nicht. Bei Cruyff hatten auch die Kleinen und Schmächtigen ihren Platz, sofern sie andere Qualitäten besaßen: Technik und Spielintelligenz. Dies hatte quasi automatisch zur Folge, dass sich später in den Teams der Cruyff-Nachfolger Frank Rijkaard und vor allem Josep „Pep“ Guardiola auffallend viele kleine Spieler tummelten. Cordt Schnibben feierte dies vor dem Champions-League-Finale 2011 im Spiegel als „wahren Befreiungsakt“: „Bis dahin waren viele junge Fußballer von Jugendtrainern nach Hause geschickt worden, weil sie zu klein und schmächtig seien für den Männersport. Cruyff, als Jugendlicher ein zarter Bursche, wusste um den Vorteil kleiner Jugendspieler: technisch versessener, weil sie sich immer gegen körperlich Überlegene durchsetzen mussten; wendiger, weil ihr Schwerpunkt tiefer liegt; kreativer, weil ihr Kopf näher am Ball ist.“ Unter Cruyff sei La Masia zu einer „Zwergenplantage“ geworden.

In Spanien war dies eine Revolution, die geradewegs zum WM-Triumph 2010 führte. Die spanischen Spieler waren im Schnitt kleiner als ihre Kollegen in vielen anderen europäischen Ländern, spielten aber bis zur Ankunft von Cruyff häufig einen Fußball, der die Physis betonte. Cruyff importierte einen Fußball, bei dem der Ball flach gehalten wurde und auch kleine Spieler reüssieren konnten.

„Wenn wir verlieren, dann verlieren wir halt.“

Johan Cruyff hat einmal gesagt, Fußball sei ein einfaches Spiel, aber es sei sehr schwierig, den Fußball einfach zu spielen. Ähnlich verhielt es sich mit seinen Bonmots. Einfache Aussagen, deren tieferer Gehalt sich aber manchem zunächst nicht erschloss. Mein Lieblings-Bonmot: „Jeder Nachteil hat einen Vorteil.“ Was Cruyff damit meinte, erklärt sein Sohn Jordi, selber ein La-Masia-„Produkt“: „Wenn du als Zwölfjähriger mit 1,50 m immer gegen zwanzig Zentimeter Größere spielst, wächst dir ein Auge im Hinterkopf: Du entwickelst einen sechsten Sinn, mit dem du die Bewegungen der Gegner erahnst. Schau dir Xavi an: Er verliert keinen Ball. Sein hinteres Auge weiß, von wo der Gegner kommt.“ Schmächtige Spieler benötigen Technik und Handlungsschnelligkeit, um sich zu behaupten. Der körperliche Nachteil eines Nachwuchsspielers wird mit den Jahren zu einem Vorteil. Gezwungenermaßen muss er besser lernen, muss mehr als der Große und Kräftige seine Technik und Spielintelligenz schulen. Nur so kann er seine körperliche Unterlegenheit kompensieren.

Zu den Profiteuren der Cruyff’schen Ausbildungsphilosophie gehörte auch Pep Guardiola. Im Sommer 1990 wollte Cruyff Guardiola bei einem Spiel von Barças B-Team beobachten. Aber Guardiola saß auf der Bank und wurde nicht einmal zum Aufwärmen geschickt. Cruyff: „Die Leute erzählten mir: ‚Er ist einer der Besten.‘ So besuchte ich die Spiele des B-Teams, aber er spielte dort nicht. Ich sagte den Trainern: ‚Ihr habt mir gesagt, er ist einer der Besten.‘ Sie antworteten: ‚Ja, aber er ist körperlich zu schwach. Wir werden mit ihm verlieren.‘ Ich sagte ihnen: ‚Wenn wir verlieren, dann verlieren wir halt. Wir müssen Spieler entwickeln.‘“ Für Cruyffs Assistenten Carles Rexach war Guardiola ein „muy poca cosa“ (ganz kleines Ding) – aber intelligent. „Obwohl er wirklich klein und dünn war, spielte er mit nur einem Ballkontakt oder meistens auch zwei Ballkontakten. Dies hob ihn über alle anderen in seiner Altersgruppe.“ Guardiola habe weniger selber gespielt, als dass er durch seine Spielweise andere zum Spielen gebracht hätte. Und mental sei er noch schneller gewesen als später sein Nachfolger Xavi Hernandez. Als Guardiola Profi wurde, war er mit etwas über 1,80 m für spanische Verhältnisse zwar recht groß, aber er brachte nur 70 Kilo auf die Waage. Er war ein Schlacks mit dünnen Beinen. Guillermo Amor, ein Mitspieler Guardiolas: „Man hatte Zweifel, ob er es körperlich schaffen würde. Aber als Fußballer war er so gut, dass man ihm Zeit zur Entwicklung gab.“

Für Cruyff war Guardiolas Physis nicht wichtig. Wichtig waren ihm dessen Spielintelligenz und Technik: „Er erinnerte mich an mich selbst. Wer physisch schwach ist, muss intelligent sein. Man benötigt jede Menge Technik, man muss den Ball schnell bewegen können und Körperkontakt vermeiden. Um diesen zu vermeiden, benötigt man einen Blick für das Spiel. (…) Guardiola hatte ein gutes Auge und eine fantastische Technik. Einen wie ihn musst du als Trainer speziell vorbereiten. Du musst ihm sagen: Du bist nicht laufstark. Also organisiere dich, damit du nicht so viel rennen musst. Die wichtigsten Spieler sind die, die den Ball gut kontrollieren können.“

 

Literatur:                                       

http://spielverlagerung.de/2016/03/31/wer-zu-spaet-kommt-den-bestraft-der-verband/

Dietrich Schulze-Marmeling: Der König und sein Spiel. Johan Cruyff und der Weltfußball. Göttingen 2012

Dietrich Schulze-Marmeling: Guardiola. Der Fußballphilosoph. Göttingen 2014 (2. erweiterte Auflage)

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